Manch einer wird sich überlegen, seinen in die Jahre gekommenen SBS 2008 oder 2011 weiter als Hyper-V Maschine zu betreiben. Die Vorteile der Virtualisierung, insbesondere die Unabhängigkeit von der verwendeten Hardware, sprechen für sich. Insbesondere bei der Virtualisierung von SBS, aber auch von anderen DC’s oder Exchange-Servern sollten einige Besonderheiten beachtet werden (Grundlage: Server 2012 R2 Standard):

1. Hyper-V Host vorbereiten

Bei der Installation des Hyper-V Host-Servers sollte ausser der Hyper-V Rolle und der Windows Server Sicherung nichts  anderes installiert werden. Der Server wird in keine Domäne aufgenommen, fungiert nicht nebenbei als Dateiserver etc.

2. Wie virtualisiere ich meinen bestehenden SBS?

Offiziell: gar nicht. Die Virtualisierung von bestehende DC’s (dazu gehört der SBS) wird vom Hersteller nicht empfohlen. Eine Neuinstallation in eine Hyper-V schon, aber darum geht’s hier nicht. Insbesondere darf man bei einem DC nicht (!) mit den Hyper-V-Snapshots arbeiten.

Insbesondere in gewachsenen Netzwerken mit 40+ Usern ist eine Neuinstallation sehr aufwendig. Hier lohnt es sich den Rat des Herstellers zu vergessen und, zunächst in einer Testphase, die Virtualisierung eines SBS durchzuführen.

Ablauf: Der Weg über die eingebaute Windows-Sicherung und das Rückspielen in eine Hyper-V funktioniert nicht. Der einzig bekannte zuverlässige Weg ist die Verwendung des Tools disk2vhd (max 128 GB). Für die folgenden Schritte muss man physikalischen Zugriff zum Server haben, ich beschreibe hier meine empfohlene Vorgehensweise:

– SBS vom Netz trennen und Vollsicherung auf HDD durchführen
– Den SBS rebooten, dann möglichst viele Dienste  beenden
– Mit disk2vhd o.ä. eine .vhd-Datei (nicht .vhdx) vom SBS erzeugen
– Den SBS herunterfahren
– Auf dem vorbereiteten Hyper-V Host die virtuelle Maschine anlegen und einrichten, die erzeugte .vhd Datei drauf kopieren, Zugriffsrechte für Jeder freigeben und den Hyper-V starten.
– IP Adresse in Netzwerkkarte des Hyper-V Gastes eintragen
– Integrationsdienste installieren, Neustart.
– Testen ( in dieser Zeit möglichst den Emailempfang unterbinden und nur 1 Client anbinden)
– Bei Fehlern: den virtualisierten Hyper-V zerstören und den ursprünglichen SBS wieder anklemmen.
– Bei Erfolg: weiter zu Schritt 3.

3. Sicherung

Der Hyper-V Server kann mit der eingebauten Windows Server Sicherung des Hyper-V Hosts bequem gesichert werden. Aber: falls auf der Maschine ein SBS oder ein Exchangeserver virtualisiert wird werden dessen Logdateien nicht gelöscht und sprengen irgendwann den Plattenplatz. Hierfür muss der virtualisierte Server selber eine Sicherung durchführen (vssFull). Diese Aufgabe kann man per Task mit wbadmin erledigen (z.B. „wbadmin start backup -backuptarget:\\[Backupziel] -include:c:,d: -allcritical -vssFull -quiet“)

4. Replikation

Bleibt zum guten Schluss die Replikation: ein zweiter Server fungiert hier als Backup und empfängt alle 5, 10 oder 15 Minuten eine Kopie der Hyper-V Gäste des ersten Servers. Da weder der eine noch der andere Server in einer Domäne sind muss für die Verschlüsselung mit Zertifikaten gearbeitet werden. Auf Andys Blog findet sich ein kleines Script, mit dem diese fummelige Arbeit schnell erledigt ist. (www.andysblog.de/windows-hyper-v-replikat-ein-skript-zur-einfacheren-konfiguration-in-der-arbeitsgruppe)

 5. Profis ranlassen!

Dies war eine grobe Skizze der Vorgehensweise, die tatsächliche Umsetzung erfordert einiges an Zeit und Erfahrung. Wenden Sie sich an einen Profi wenn Sie nicht sicher sind der Aufgabe gewachsen zu sein.

Mein Dank geht an meinen Kollegen Sven Goerke (www.goerke.de) für die Unterstützung bei diesem Artikel.

Alle gezeigten Lösungsvorschläge werden ohne Gewähr gegeben, die Anwendung erfolgt auf eigene Gefahr.